In der Corona-KiTa-Studie untersuchten das Deutsche Jugendinstitut (DJI) und das Robert Koch-Institut (RKI) die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE). Im Fokus standen dabei Fragen, wie sich das Infektionsgeschehen in Kitas entwickelt und wie sich dies auf die Betreuungssituation ausgewirkt hat. Die Daten wurden von Mai 2020 bis Juni 2022 im Rahmen einer Längsschnittstudie zur Beobachtung der schrittweisen Öffnung der Kindertagesbetreuung erhoben. Genutzt wurden dafür verschiedene Datenquellen sowie eigene Untersuchungen, u. a. Befragungen von Leitungs- und Fachkräften in den Einrichtungen, Kindertagespflegepersonen und Eltern sowie die gemeldeten Fälle von COVID-19, Daten aus weiteren Surveillancesystemen und ein KiTa-Register, dem Informationen zu den vorhandenen Kapazitäten entnommen werden können. Die Ergebnisse lassen steuerungsrelevantes Wissen für Politik und (Fach-)Praxis ableiten, das auch bei zukünftigen Pandemien Orientierungs- und Entscheidungshilfen bieten kann.

Abschlussbericht der Corona-KiTa-Studie

Wie Infektionsschutz in der KiTa gelingen kann

Seit Anfang Mai 2020 wurde die Kindertagesbetreuung während der Corona-Pandemie nach einer ersten lockdownbedingten Schließungsphase stufenweise wieder ausgeweitet. Es folgten bis zum Sommer 2021 zwei weitere Schließungsphasen. Die Öffnungs- und Schließungsprozesse erforderten es, das Infektionsgeschehen in den KiTas zu überwachen und bestehende Risiken sorgfältig abzuwägen. Zu Beginn der Pandemie gab es keine gesicherten Erkenntnisse darüber, welche Rolle die Kinder im Allgemeinen und Kindertagesbetreuung im Besonderen im aktuellen Pandemiegeschehen spielen. Der Beschluss der Jugend- und Familienministerkonferenz vom 28. April 2020 sah daher vor, dass das Bundesministerium für Familie, Senioren, Jugend und Frauen und das Bundesministerium für Gesundheit eine sozialwissenschaftliche und medizinische Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) und des Robert Koch-Instituts (RKI) finanzieren.

„Die umfangreiche Untersuchung von Infektionsketten unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen zur Begleitung der stufenweisen Öffnung von Kindertageseinrichtungen und der Kindertagespflege in der Betreuung kann wichtiges Steuerungswissen liefern,“ erklärte Dr. Susanne Kuger, Leiterin der Abteilung „Zentrum für Dauerbeobachtung und Methoden“ des DJI und ergänzte: „Im Längsschnitt analysieren wir in dem Forschungsprojekt mittel- und langfristig den Zusammenhang von Maßnahmen mit der Erkrankungssituation von Kindern und deren Rolle bei der Ausbreitung.“ Die aufwendige Erhebung von DJI und RKI „Untersuchungen zu den organisatorischen, hygienischen und pädagogischen Herausforderungen bei der schrittweisen Öffnung der Kindertagesbetreuung sowie den akuten Atemwegserkrankungen während der Durchführung von Maßnahmen zur Eindämmung des SARS-CoV-2“, kurz „Corona-KiTa-Studie“ ist im Mai 2020 gestartet und wurde bis Dezember 2022 durchgeführt.

Kurz und einfach zusammengefasst, wie Infektionsschutz in der KiTa gelingen kann, haben wir in diesem Video: https://www.youtube.com/watch?v=3lFG17hY9nQ

Monitoring der (schrittweisen) Öffnungen und Schließungen

Ziel der Studie war es, zunächst zu Beginn der Pandemie zu klären, wie stark das erste Öffnungsgeschehen in der Notbetreuung oder im eingeschränkten Regelbetrieb zu gehäuften Infektionen von Kindern und Erwachsenen führte. Im Laufe der Pandemie standen weitere Fragen im Vordergrund: Wie sieht der Alltag der Kindertageseinrichtungen, der Tagespflegestellen und der Familien während der Coronapandemie aus? Wie hoch sind die damit einhergehenden Erkrankungsrisiken für alle Beteiligten? Welche Rolle spielt die Gestaltung der Kindertagesbetreuung für die weitere Verbreitung von SARS-CoV-2, und welche Rolle haben Kinder in diesem Zusammenhang?

Die vier Module des Forschungsprojekts

In einem ersten Vorhaben wurde eine bundesweite Befragung des Leitungspersonals von 3.000 Kitas durchgeführt. Dazu wurden in 600 Einrichtungen zusätzlich auch Personal und Eltern befragt. Das zweite Modul beinhaltete den Aufbau eines freiwilligen, bundesweiten KiTa-Registers für Deutschland, um besser die Öffnung und Schließung der Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege regional nachvollziehen zu können. Das entwickelte Webportal dokumentierte unter anderem wöchentlich den aktuellen Stand der Auslastung in der Kindertagesbetreuung. In dem dritten Forschungsmodul wurde die Erkrankungshäufigkeit von Kindern mit und ohne Teilnahme an der Betreuung und die Übertragung innerhalb von Familien sowie auf pädagogische Fachkräfte untersucht. Die Klärung der Grundlagenfrage, unter welchen Bedingungen Kinder mögliche Überträger bei der Verbreitung von COVID-19 sind, war Inhalt des vierten Moduls. Hier erfolgten anlassbezogene Testungen aller Kinder, der pädagogischen Fachkräfte, Geschwister sowie der Eltern in Kitas bei aufgetretener Infektion. Insgesamt wurden dazu jeweils bis zu 1.000 Personen an bis zu drei Messpunkten untersucht. In einer zweiten Projektphase folgten telefonische Interviews bei den Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern.

In vier Modulen erforschten DJI und RKI, welche Rolle die Kindertagesbetreuung bei der Ausbreitung des SARS-CoV-2-Virus spielt. Erfahren Sie mehr über diese Forschungsmodule.

Mit der Corona-KiTa-Studie erforschten das Deutsche Jugendinstitut und das Robert Koch-Institut aus sozialwissenschaftlicher und medizinisch-epidemiologischer Sicht die Folgen einer Infektion mit SARS-CoV-2  für die Kindertagesbetreuung. 

Die Studie umfasste vier Module, mit denen die Kooperationspartner herausfinden wollten, wie sich die Pandemie auf die Kindertageseinrichtungen und die Kindertagespflege auswirkt und welche Rolle Kinder bei der Verbreitung von SARS-CoV-2 spielen.

Die Ergebnisse der Studie lieferten Entscheidungsträgern wichtige Informationen für ihre Beratungen und Beschlüsse zum Management der Corona-Krise. Die wichtigsten Ergebnisse wurden in einem Abschlussbericht zusammengefasst.

 

 

Die Module: Aufbau der Corona-KiTa-Studie


 

Modul I: Herausforderungen und Lösungen vor Ort

  • Wie sieht der Alltag der Kindertageseinrichtungen, der Tagespflegestellen und der Familien während der Coronapandemie aus?
  • Vor welchen organisatorischen, pädagogischen und hygienischen Herausforderungen stehen sie und welche Lösungen haben die Beteiligten entwickelt?
  • Wie arbeiten Familien und Einrichtungen zusammen?

 

Diesen Fragen ging das Modul CoKiss (Corona KiTa Surveys) anhand der Befragung von Kita-Leitungen, pädagogischen Fachkräften, Tagespflegepersonen und Eltern nach. Die Auswahl der Befragten erfolgte über bestehende Stichproben aus den DJI-Projekten ERiK und KiBS.

 

Ab September 2020 wurden die Leitungen von etwa 3.000 Kitas befragt. Die Befragung wurde nach etwa drei Monaten wiederholt. Eine dritte Befragung der Leitungen fand im Frühjahr 2022 statt. In 600 dieser Einrichtungen fanden zu drei Messzeitpunkten zusätzlich vertiefte Befragungen von Fachkräften und Eltern statt. Mit einem ähnlichen Vorgehen werden die Erfahrungen von Kindertagespflegepersonen erfasst.

Zusätzlich wurden von Herbst 2020 bis August 2021 bis zu 9.000 Eltern monatlich mit einem Online-Fragebogen zur Betreuungssituation, zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie zu Hygiene- und Schutzmaßnahmen in der Familie befragt. Eine letzte Befragung fand im Frühjahr 2022 statt. Zu Wort kamen sowohl Eltern, deren Kinder von einer Kita oder Kindertagespflegeperson betreut wurden, als auch Eltern, die ihre Kinder selbst betreut haben.

 

Modul II: Entwicklung der Betreuungskapazität

  • Wie vollzog sich die Rückkehr in den Regelbetrieb in den Kindertageinrichtungen und in der Kindertagespflege?
  • Welche Betreuungskapazitäten konnten die Einrichtungen in den verschiedenen Phasen der Pandemie anbieten?
  • Inwieweit wurden Schutz- und Hygienemaßnahmen durchgeführt?
  • Wie entwickelte sich das Infektionsgeschehen auf Einrichtungsebene?

Antworten auf diese Fragen lieferte das KiTa-Register. Sämtliche Kitas und Kindertagespflegepersonen in Deutschland waren aufgerufen, sich an wöchentlichen onlinebasierten Abfragen zu beteiligen. Ziel des Registers war es, zeitnah und kleinräumig zu beobachten, wie sich die Pandemie auf das Betreuungsgeschehen auswirkte. 

Zusätzlich wurde erfasst, wie häufig einzelne Gruppen oder ganze Einrichtungen aufgrund von COVID-19-Erkrankungen geschlossen werden mussten. 

Kitas und Kindertagespflegestellen wurden dabei mit Fragen adressiert, die an die Besonderheiten der jeweiligen Betreuungsform angepasst waren.

Die Ergebnisse wurden bis Juni 2022 fortlaufend auf dem Dashboard der Corona Studie veröffentlicht. Die Erkenntnisse unterstützten Träger, Kommunen, Länder und Bund dabei, die Situation vor Ort genauer einschätzen und steuern zu können. 

Mit dem KiTa-Register wurde ein bundesweit einzigartiges Instrument aufgebaut.

 

Modul III: Corona KiTa Surveillance

  • Wie häufig erkrankten Kinder im Kita-Alter an COVID-19?
  • Wie empfänglich waren sie für das Virus?
  • Wie schwer waren ihre Krankheitsverläufe?

Dies untersuchte das Modul CATS (Corona KiTa Surveillance) anhand von Meldedaten der Gesundheitsämter zu COVID-19 sowie anhand der Syndromischen Surveillance. 

Zur Syndromischen Surveillance zählt etwa das GrippeWeb-Portal. Über dieses Portal sammelt das RKI wöchentlich Informationen zu akuten respiratorischen Erkrankungen (ARE) in der Bevölkerung. 

Ergänzt wurden diese Daten durch Angaben zur Zahl an Arztkonsultationen sowie zur Anzahl an Patientinnen und Patienten mit ARE bzw. mit ARE in Kombination mit einer COVID-19-Diagnose von etwa 520 repräsentativ über Deutschland verteilten Haus- und Kinderarztpraxen (erhoben über SEEDARE). Zudem übermittelte eine Stichprobe von 76 Laboren in Deutschland Daten zu SARS-CoV-2-PCR-Testungen an das RKI.

Eine Übersicht über klinische und epidemiologische Forschungsansätze zu SARS-CoV-2 und COVID-19 bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland lieferte die Kinder Corona Studienplattform (KiCoS), die im Rahmen von Modul III aufgesetzt wurde. Ziel war der Austausch von Metadaten zu geplanten, laufenden und abgeschlossenen Studien zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die Vernetzung der Projekte sowie Kooperationsansätze bei der Auswertung. Es wurden zudem bereits veröffentlichte Studienergebnisse zur Verfügung gestellt.

KiCoS ist Teil des europäischen Datenarchivs EUDAT und wird vom RKI kuratiert.

 

Modul IV: Anlassbezogene Untersuchungen in Kitas

  • Wie hoch war das Risiko einer SARS-CoV-2-Übertragung in Kita-Gruppen?
  • Welche Symptome hatten infizierte Kinder über welchen Zeitraum?
  • Wie häufig traten bei Kindern SARS-CoV-2-Infektionen ohne Symptome auf?

Diesen Forschungsfragen ging das Modul COALA IV (Corona – anlassbezogene Untersuchungen in Kitas) nach. Es untersuchte in der ersten Phase der Corona-KiTa-Studie (COALA 1; Mai 2020 bis Dezember 2021) das SARS-CoV-2-Infektionsgeschehen in 30 Kitas mit mindestens einem SARS-CoV-2-Fall (Anlass) aus neun Bundesländern. 

Zwischen Oktober 2020 und Juni 2021 wurden in diesen Kitas die mit SARS-CoV-2 infizierten Kita-Kinder und Beschäftigten sowie deren Kontaktpersonen in der Kita und in den Haushalten untersucht und befragt. Ihnen wurden Abstriche im Mund-/Nasenbereich (kein tiefer Rachenabstrich) sowie Speichelproben zum Nachweis einer bestehenden Infektion entnommen. Auch ein Tropfen Blut aus der Fingerkuppe wurde entnommen, um nach einer durchgestandenen Erkrankung die Antikörper zu messen. Die Ergebnisse von COALA 1 sind in den Monats- und Quartalsberichten sowie im Abschlussbericht zu finden.

Die Ergebnisse haben dazu beitragen, die Übertragungsrisiken für eine SARS-CoV-2-Infektion im Kita-Umfeld besser einschätzen zu können. Die Erkenntnisse zur Ansteckungsfähigkeit und zum Symptomverlauf bei einer COVID-19-Erkrankung von Kita-Kindern lieferten Hinweise, wie die Betreuung und Infektionsschutzmaßnahmen in Kitas zukünftig gestaltet werden könnten.

In der Fortführung des COALA-Moduls (COALA 2; Januar bis Juni 2022) wurde untersucht, ob bei Kindern, die nachweislich mit SARS-CoV-2 infiziert waren, länger andauernde Symptome festgestellt werden können. Zur Erfassung dieser als Post-COVID-Syndrom bezeichneten Beschwerden wurden die Familien mit Kindern im Kita-Alter (1–6 Jahre) aus COALA 1 telefonisch nachbefragt. Die Beschwerden der positiven Fälle wurden mit denen von nicht infizierten Studienteilnehmenden (Kontrollgruppe) verglichen. Die Nachbefragung von COALA 2 befasste sich auch mit psychosozialen Belastungen bei Familien mit Kita-Kindern. Dazu wurden die befragten Haushalte gebeten, die Belastungen ihrer Familie während der Coronapandemie und im Alltag zu bewerten.

 

 

 

 

 

 

Corona-KiTa-Dashboard: Daten zur Kindertagesbetreuung

Wie funktionierte die Kindertagesbetreuung unter Pandemiebedingungen? Wie viele Kinder konnten zu den verschiedenen Pandemiephasen in den Ländern betreut werden? Wie viele Einrichtungen waren von Verdachtsfällen oder bestätigten COVID-19-Infektionsfällen betroffen? Und wie viele Kitas mussten pandemiebedingt gruppenweise oder komplett schließen? 

Diese Fragen beantwortete das Corona-KiTa-Dashboard regelmäßig bis zum Juni 2022. Grundlage der Auswertungen waren die wöchentlichen Meldungen der bundesweit am KiTa-Register teilnehmenden Kitas und Kindertagespflegepersonen. 

Über die Auswahlflächen können Sie die Erläuterungen zu den einzelnen Infografiken ansteuern und sich die Veränderung im Zeitverlauf anzeigen lassen. Die Daten wurden wöchentlich aktualisiert. Aufgrund von Anpassungen in der Datenaufbereitung sowie durch retrospektiv erhobene Daten konnte es rückwirkend zu leichten Abweichungen bei den berichteten Kennzahlen kommen.

Hinweise zu den Dashboarddaten

Im Zuge der Überarbeitung der wöchentlichen Fragebögen war es dank der Unterstützung und der Aktualisierung der Angaben durch die teilnehmenden Kindertagespflegepersonen und Kitas möglich, die Kennzahlen genauer zu berechnen und die Ergebnisse somit noch präziser darzustellen. Dieser Umstellungseffekt lässt sich in den Angaben auf unserem Dashboard ab KW 23 (2021) erkennen, was eine kleinere, vorübergehende Zu- oder Abnahme einiger Werte zur Folge hat. 

Sank die Anzahl der teilnehmenden Einrichtungen am KiTa-Register in einem Bundesland auf unter 2 % pro Woche oder (in kleinen Bundesländern) auf unter zehn Teilnehmende pro Woche, wurde das entsprechende Bundesland in der jeweiligen Woche nicht in der Länderübersicht angezeigt.

Die wöchentliche Erhebung wurde in KW 53 (2020) und KW 52 (2021) aufgrund der ferienbedingten Schließzeiten ausgesetzt. 

Das KiTa-Register legt eine Pause ein. Die Ergebnisse der Wochenabfrage werden (bis auf Weiteres) bis KW 22/2022 abgebildet. 

 

 

 

 

Für die Corona-KiTa-Studie bündelten das Deutsche Jugendinstitut (DJI) und das Robert Koch-Institut (RKI) ihre Expertise.

DJI und RKI begleiteten die Kindertagesbetreuung während der Pandemie mit einer bundesweiten interdisziplinären Längsschnittstudie (Laufzeit: Juni 2020 bis Juni 2022). Finanziert wurde die Corona-KiTa-Studie vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und vom Bundesministerium für Gesundheit. Durchgeführt wurde sie in enger Abstimmung mit den Ländern.

 

Kontakt

+49 89 62306-322
Deutsches Jugendinstitut
Nockherstr. 2
81541 München